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*Cora‘s Meinung* MINT = mentally ill and negative trauma


 

MINT = mentally ill and negative trauma 

- Wie in deutschen NA Romanen MINT-Bereiche falsch repräsentiert werden

Hallo! 
Ich weiß lange ist es her. Wer kennt mich noch?!
Ich weiß, dass ich die letzten Monate - eigentlich das gesamte letzte Jahr - sehr inaktiv war, es würde mich daher nicht wundern, wenn diesen Post fast niemand sieht. Aber tatsächlich habe ich zumindest eine gute Ausrede weshalb das so war. Im letzten Jahr ist einfach so viel passiert. Vor allem die Maturaphase im Mai und das darauffolgende Zittern, ob man an einer Uni angenommen wird, haben viel Zeit gekostet. Dann habe ich den Führerschein angefangen (und nicht zu Ende gemacht haha) und war sehr viel gearbeitet. Wodurch ich die gesamten Ferien etwas zu tun hatte. 

Und im September hat dann auch schon mein erstes Semester an der Uni begonnen (cry, ich habe diesen Blog gestartet, als ich noch in der Unterstufe war).
Tatsächlich soll es in diesem Post auch teilweise um meinen Studiengang gehen. Ich studiere nämlich etwas Molekularbiologisches (also im MINT/STEM Bereich). 

Was soll das jetzt mit Büchern zu tun haben? Naja, ich lese und höre sehr viele NA/YA-Romane und diese behandeln neben einer Liebesgeschichte meistens genau das, was ich in den letzten Monaten durchgemacht habe (damn klingt das negativ, but anyway). 

Denn in den meisten dieser Bücher geht es darum, dass die Protagonistin einen neuen Lebensabschnitt beginnt, meist ist das die Uni. Und dabei versucht sich selbst zu finden. Was für mich an sich auch immer einen tollen Plot dargestellt hat, da ich mein Leben lang durch solche Zeiten gegangen bin, wo ich mich gefragt habe, ob ich das machen will, was ich gerade tue. 

Derzeit befinde ich mich auch in so einer Phase, in den MINT Bereich einzusteigen , ist nie leicht, man braucht ein starkes Durchhaltevermögen, Stresstoleranz und Motivation. Und daher kann ich verstehen, dass viele sich nicht vorstellen können, in diesem Bereich zu arbeiten oder dieses Fachgebiet zu studieren, aber ich muss sagen, in letzter Zeit ist mir in solchen Romanen immer mehr aufgefallen, wie sehr mein Fachbereich dargestellt wird, als würde niemand dort hineinpassen, als würde mit dem Studium auch direkt das Gefühl kommen, dass man eigentlich etwas anderes tun will. 

Ich nenne jetzt ein Beispiel, dieses enthält SPOILER für den Studienaspekt, bitte nicht lesen, wenn ihr die Geschichte noch kennen lernen wollt. 


Vielleicht nie von Charolin Wahl 
=> Die Protagonistin studiert Biochemie und ist daher relativ oft im Prüfungsstress, sie hat mentale Probleme, was auch mit ihrer verstorbenen Schwester zu tun hat, diese wollte nämlich eigentlich Biochemie studieren. Die Protagonistin hat diesen Studiengang also nur gewählt, weil sie sich gegenüber ihrer Schwester schuldig fühlt. Am Ende bricht sie das Studium ab und meint, dass sie in den Maskenbildnerbereich gehen möchte.

Am Anfang der Geschichte war ich so froh, dass die Protagonistin in meinem Fachbereich studiert und ich konnte mich so gut mit ihr identifizieren, deshalb hat mir die Geschichte auch richtig gut gefallen, bis immer mehr herauskam, dass sie das eigentlich nicht möchte und das Studium abbrechen will. 

Das hat mir dann insgesamt das gesamte Buch schlecht gemacht, denn als Student, der selbst solche Stressigen Phasen hat, kommt man dann ins nachdenken, ob das wirklich das richtige ist. Und nach EINEM Buch mit diesem Plot, denkt man sich noch, dass es eben etwas sehr persönliches ist und es in diesem Fall zur Geschichte gepasst hat, ABER, mittlerweile scheint es einer der beliebtesten Plotlines in New Adult Büchern zu sein, dass die Protagonistin im MINT Bereich beginnt zu studieren oder studiert und dann ihr Psychisches Trauma aufarbeitet und insgesamt vom MINT Studiengang in einen kreativen Studiengang oder eine kreative Ausbildung wechselt wie Kunst, Maskenbildnerei, etc. 

Und das macht mich einfach so wütend. Nach 20 Geschichten, die so einen Verlauf nehmen, frage ich mich, ob Autorinnen wirklich bewusst ist was sie da tun. 

1. Die Studis, die Spaß in ihrem MINT Studium haben, aber solche Romane lesen werden unnötig verunsichert.
 Ich denke mir jedes Mal, wenn ich eines dieser NA Bücher anfange: Ey, wie toll endlich jemand, der in dem Bereich studiert und mit dem ich mich identifizieren kann.
Mittlerweile ist aber mein zweiter Gedanke: Hoffentlich bricht die Protagonistin nicht wieder ihr Studium ab. 
Es ist wirklich teilweise belastet solche Geschichten zu lesen, denn natürlich hat man - vor allem am Anfang seines Studiums - Zweifel ob dieses perfekt ist und ob einem das so gefallen wird, wie man sich das vorstellt. Wenn man dann Zusätzlich bei seinem eigentlich komplett unabhängigen Hobby dauerhaft damit konfrontiert wird, dass man eher abbrechen sollte, weil es das alles nicht wert ist und sowieso eigentlich nur ein psychisches Trauma aufarbeitet, dann kommt man sehr stark ins zweifeln, ob man das will. Ob man das Studium tatsächlich von sich aus gewählt hat, oder ob man auch ein Trauma hat. 

2. Die Schüler/innen, die gerne in diesem Bereich studieren wollen, werden unnötig verunsichert, ob sie das tatsächlich wollen. 
Ich kann mir sogut vorstellen, dass einige junge Menschen, die gerne solche Romane lesen, sich nicht mehr trauen in so ein Studium ein zu steigen, einfach weil in jedem deutschsprachigen NA Roman mit einem MINT Charakter dieser sein Studium abbricht. Und als Teenager, wo man sowieso oft unsicher ist, auch noch zusätzlich durch seine Lieblingsromane verunsichert zu werden, ist einfach so schmerzhaft, dass ich mir vorstellen kann, dass es viele dieser Leute, die sich vielleicht in diesem Studium wohl fühlen würden, es gar nicht erst probieren. 

3. Die Leser/innen, die aus einem nicht MINT Bereich kommen, bekommen das Bild, dass die meisten in diesem Bereich unglücklich mit ihrer Wahl sind. 
Das finde ich auch sehr Problematisch, ich bemerke selbst, dass ich bei vielen Dingen, die in solchen Romanen - abgesehen von der Liebesgeschichte - passieren, oftmals denke, ob das tatsächlich so passieren kann, in anderen Bereichen. Ob ein Architekturstudium wirklich so läuft und ich kann es mir nicht vorstellen, ob es tatsächlich so ist. Aber ich denke mir auch, dass viele solche Sachen in NA Romanen nicht hinterfragen und daher denken, dass tatsächlich die meisten MINT Studis unglücklich mit ihrer Studienwahl sind und das finde ich problematisch. Vor allem, da es fast keine positiv Beispiele gibt, wie in anderen Bereichen (Jus bspw. Gibt es sowohl NA Bücher, wo die Protagonistin froh mit ihrer Wahl ist und andere, wo sie es nicht ist) 
Und deshalb um das klarzustellen: Ja, man kann einen herausfordernden Studiengang wählen und seine Wahl trotzdem mögen. DAS GEHT! Und das es in deutschen Liebesromanen vor allem diese negativ Representation gibt, ist einfach sehr traurig und macht mich wütend! 

Zusätzlich sehe ich, dass im Amerikanischen Raum auch positiv Beispiele gibt, wie The Love Hypothesis von Ali Hazelwood. Die Protagonistin beleuchtet auch Schwierigkeiten in ihrem Studium und auch in welchen Gebieten der MINT Bereich problematisch ist und tatsächlich auch, wie sie selbst an sich zweifelt. ABER der große Unterschied ist, dass sie trotz dieser Hürden weiß, dass sie gerne in diesem Bereich arbeitet, dass sie ihr Studium liebt, auch wenn es eine Herausforderung ist. 
Und das fehlt mir im Deutschsprachigen Raum. 

Ich habe kein Problem damit, wenn in manchen Romanen Protagonistinnen ihr Studium abbrechen, weil sie merken, dass es nicht das richtige ist. Aber muss es immer im MINT Bereich sein? Wieso einmal nicht umgekehrt. 

Zum Beispiel:  Jemand studiert beispielsweise Kunst, weil er sich nicht für schlau genug hält, die Aufnahme Prüfungen für MINT zu schaffen (sei es jetzt Biochemie, Medizin, Chemie, Physik, Mathematik, anything u want), aber durch den Loveinterest erkennt sie, dass sie es zumindest versuchen sollte, da man für seinen Traum kämpfen sollte, und schafft es am Ende ins Studium und ist glücklich damit. 

Solche Dinge hätte ich gerne, dass genauso repräsentiert werden. Man muss nicht depressiv, masochistisch oder ähnliches sein, um in den MINT Bereich einzusteigen. Als Autor muss man nicht jeden Protagonisten mit schwerem Studiengang diesen abbrechen lassen. Es geht auch anders und es macht mich traurig, dass deutsche Autorinnen lieber alle ein negatives Bild von meinem Bereich vermitteln, nur weil sie selbst nicht vorstellen können in diesem Bereich zu arbeiten oder tatsächlich ein solches Studium abgebrochen haben. 

Damit danke und bis zum nächsten Mal, 

Eure Cora 

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